Brief an die Herausgeber: PTBS – Heilung ist zu erwarten

In seinem Artikel „Zu Hause wartet der innere Krieg“ (F.A.Z. vom 28.12.2018, Seite 3) vertritt Marco Seliger die Auffassung, dass die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) „kaum heilbar“ bzw. eine „Heilung kaum zu erwarten“sei. Tatsächlich handelt es sich bei der PTBS um eine gut behandelbare psychische Störung. Diese zum o.g. Artikel konträre Position lässt sich aus den seit vielen Jahren umfassend vorliegenden empirischen Befunden zur Therapie der PTBS ableiten.

In einer Metaanalyse (Watts et al., 2013) wurden 112 Studien untersucht, in denen Therapien der PTBS auf ihre Wirksamkeit hin mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden. Kurzgefasst lässt sich sagen, dass trauma-fokussierte Interventionen deutliche Verbesserungen der Symptomatik erreichen konnten bzw. bei einer Mehrheit der Studienteilnehmer dazu führten, dass die PTBS nach der Therapie nicht mehr als Diagnose vergeben werden konnte. Weiterhin lässt sich aus dieser Metaanalyse auch ableiten, dass etliche (nicht-trauma-fokussierte) Interventionen bei der Behandlung der PTBS nicht wirksam waren.

Es wurde gelegentlich diskutiert, ob solche positiven Therapieeffekte bei Soldaten bzw. Veteranen nicht oder gar nicht zu finden seien. In einer Metaanalyse (Haagen et al., 2015) wurden diesbezüglich 57 Therapie-Studien mit Soldaten untersucht. Es wurden dann ebenfalls positive Therapieeffekte gefunden, wenn die Therapie als trauma-fokussierte Intervention durchgeführt wurde.

Die empirische Gegenposition zur Auffassung im Artikel findet sich in einer Therapie-Studie zur PTBS (Resick et al., 2012). Die Teilnehmerinnen wurden 5 bis 10 Jahre nach Abschluss ihrer PTBS-Therapie daraufhin untersucht, ob und in welchem Maße sie PTBS-Symptome zeigten. Das erstaunliche und ermutigende Ergebnis war, dass die durch die PTBS-Therapie erreichten Verbesserungen weiter bestanden, also stabil waren. Bei der Mehrheit der Studienteilnehmerinnen konnte nicht nur am Ende der PTBS-Therapie, sondern auch 5 bis 10 Jahre später keine PTBS-Diagnose mehr vergeben werden.

Es wäre wünschenswert, wenn diese ermutigenden Befunde zur „Heilbarkeit der PTBS“ im Interesse aller Betroffenen und ihrer Angehörigen angemessen thematisiert würden anstatt eine eher fragwürdige Hoffnungslosigkeit zu verbreiten.

 

Dr. Volkmar Höfling, Bad Vilbel